Feierlicher Transfer vom Gartlberg nach Johanniskirchen

Gläubige nehmen zusammen mit Wallfahrtsrektor Pater David (rechts) auf dem Gartlberg Abschied von der Erzengel-Michael-Statue.

Die Erzengel-Michael-Statue, die sich seit 2019 in der Wallfahrtskirche befand, wurde vergangenen Samstag im Anschluss an die Heilige Messe am Herz-Marien-Gedenktag an ihren neuen Bestimmungsort überführt. In Begleitung zahlreicher Gläubiger aus Pfarrkirchen und Umgebung wurde die 80 cm große Alabaster-Skulptur nach Johanniskirchen gefahren, wo sie von Pfarrer Tobias Reiter in St. Johann Baptist in Empfang genommen und in einer Andacht inthronisiert wurde.

Mit großer Erleichterung haben viele Besucher der Wallfahrtskirche die Nachricht aufgenommen, der „Erzengel Michael“ müsse nun doch nicht wegen des bevorstehenden Weggangs der Pauliner nach Altötting das Dekanat verlassen. Ein Rückblick: Beim Wallfahrtsgottesdienst im Dezember 2019 war die Statue des Erzengels in der

Gartlbergkirche feierlich inthronisiert und von Altbischof Wilhelm Schraml gesegnet worden. Finanziert wurde das Kunstwerk aus den Spenden zahlreicher Gläubiger, die an den Lobpreisabenden der Vorjahre teilgenommen hatten. Schon bald regte sich jedoch aus der Kirchenverwaltung wegen versicherungsrechtlicher Bedenken Widerspruch, auch die bischöfliche Kommission, zuständig für das künstlerische Inventar der Kirchen in der Diözese, erhob sowohl ästhetische wie auch kirchenrechtliche Einwände. Schließlich einigten sich Dekan, Kirchenverwaltung, Paulinerorden sowie Spendervertreter, die Michaelsstatue vom ursprünglichen Aufstellungsort vor den Treppen zum Altarraum in den Haupteingangsbereich zu transferieren. Schriftlich wurde niedergelegt, dass die Statue als Schenkung an den Paulinerorden und eben nicht an die Gartlbergkirche zu betrachten sei, was die ursprüngliche Intention bei der Spendensammlung gewesen war.

Pfarrer Tobias Reiter (rechts) und Pater David bei der Installation am neuen Bestimmungsort der Skulptur in Johanniskirchen

Die wiederauflebende Verehrung des Heiligen Erzengels hatte der Heilige Vater selbst angeregt und sie mehrfach bekräftigt. 2013 weihte er im Beisein des emeritierten Papstes Benedikt den Vatikanstaat dem heiligen Josef und Sankt Michael, um „uns vor Satan zu verteidigen und ihn hinauszuwerfen“; 2018 rief er dazu auf, im Marienmonat Oktober zusammen mit dem Mariengebet „Unter deinen Schutz und Schirm“ auch das schon beinahe in Vergessenheit geratene Gebet zum hl. Erzengel nach dem Rosenkranz wieder zu beten, um die Kirche vor dem Teufel zu schützen. Auf die Frage, weshalb es so viel Unfrieden auf der Welt gebe, antwortete Papst Franziskus 2021: „Die Kriege sind Frucht des Teufels, ich habe keine Angst, das zu sagen. Vielleicht mag jetzt jemand zu mir sagen: ‚Aber, Heiliger Vater, das ist doch zu altmodisch.‘ Nein, es ist die Wahrheit, und die Wahrheit ist weder modern noch altmodisch.“ Deshalb bitte man den Erzengel Michael, so der Papst weiter, „dass er immer den Teufel besiege, der es ist, der Spaltungen bringt, der Neid sät.“

Viele würden sich heute „das“ Böse nur noch abstrakt vorstellen, erläuterte der 42-jährige Wallfahrtsrektor in seinen Worten an die Besucher, von „dem“ Bösen als präsenten Urheber, der auch im Alltag häufig wirksam sei, wollen viele, ja selbst Theologen, nichts mehr wissen. So hat der Paulinerorden 2017 sich und alle von ihm betreuten Wallfahrtsorte, päpstlich bestätigt, dem hl. Erzengel Michael geweiht.

Die Gartlberger/Johanniskirchner Alabaster-Skulptur ist eine Kopie des Erzengels Michael vom Monte Sant’Angelo, in der süditalienischen Provinz Apulien gelegen. Hier war der heilige Erzengel nach der Überlieferung im 5. und im 7. Jahrhundert erschienen und hatte die christliche Gemeinde aus schwerer Not gerettet. Schließlich berichten die Quellen noch, dass der Heilige im 16. Jahrhundert eine Pest-Epidemie in dem Ort beendet habe. Eine der ältesten Wallfahrtstätten überhaupt war zu diesem Zeitpunkt längst entstanden. Ebenso wie die Originalstatue ist der himmlische Fürst bekrönt und mit erhobenem Schwert dargestellt. Sein linkes Bein ist auf dem besiegten und auf dem Boden liegenden Widersacher abgesetzt, zusätzlich wird dieser durch eine Kette gebändigt, deren letztes Glied an dessen raubtierhafte Eckzähne angeheftet ist, völlig im Einklang mit der Offenbarung des Johannes, die ihn auch „Ankläger unserer Brüder“ nennt.

Mit der freudigen Nachricht von Pfarrer Reiter und dem Pfarrgemeinderat, die Skulptur gern in Johanniskirchen aufzunehmen, sei eine salomonische Lösung gefunden worden, resümierte Pater David Kołodziejczyk, noch bis 31. August Wallfahrtsdirektor auf dem Gartlberg. „Wir Gartlberger Freunde trauern um den heiligen Erzengel Michael“, äußerte Maria Vogl, eine Wallfahrerin aus Thanndorf. „Aber es ist auch Freude da: In Johanniskirchen ist unser Heiliger gut aufgenommen. Hier bekommt er den würdigen Platz, der ihm zusteht.“ In einer gemeinsamen Andacht von Gartlberger und Johanniskirchner Gläubigen hieß Pfarrer Tobias Reiter den Heiligen willkommen und hob hervor, er sei ein Zeichen der Auserwählung und des Schutzes, „denn wir stehen mitten in einem großen Glaubensabfall.“

Matthias Edbauer

In PNP.de (14.08.2023) in gekürzter Form unter dem Titel: “Erzengel fliegt aus – Michael-Statue von Gartlbergkirche in Pfarrkirchen nach Johanniskirchen transferiert”